Wenn wir über Zielsetzungen nachdenken und dann (was genau so wichtig ist) über Wege, müssen wir ganz zurückgehen, uns sammeln, über Grundsätzliches nachdenken und ~fühlen, uns inspirieren lassen von dem, was wir an Natur und nichtgetrübter (durch zivilisatorischen Bockmist) Realität noch haben.
Ich bin davon überzeugt, dass wir es nicht darauf anlegen sollten, der Industrie oder der Gesellschaft neue Lösungen zu entwickeln, was Technik, Energiegewinnung oder letzten Endes Überleben der bestehenden Systeme anbelangt. Diese Kiste hat ausgedient.
Das wichtigste, was wir weitgehend verloren haben, ist die Fähigkeit autark zu überleben. Autarkie bedeutet dann nicht, dass jeder als Einzelkämpfer durch die Gegend hüpfen soll, aber es bedeutet, dass wir wieder zurück müssen in die Nahrungskette, zu autarker Energiegewinnung, ja möglicherweise auch zurück zum Anbau von so Sachen wie Faserhanf für unsere Kleidung. Wir haben durch die Art von Gesellschaft, die sich vor wenigen tausend Jahren begründet hat, gelernt, arbeitsteilig zu leben und haben dann dieses Prinzip pervertiert. Besonders dadurch, dass es plötzlich Ausgebeutete und Ausbeuter gab. Auch das, wie alles andere, ist mittlerweile weiter pervertiert. Heute sind wir nur noch abhängige Konsumenten und genau das stellt auch unseren Wert für die Gesellschaft dar. Fallen wir aus dieser Rolle, gehören wir an den Rand oder zum Müll, beides vielleicht interpretierbar als Hartz IV oder Obdachlosendasein.
Um uns eine Richtung und Struktur zu geben, die menschen- und naturgemäß ist, die (für eine Weile?) überleben kann, ist es also wichtig, so autark wie möglich zu werden. Wir diskutieren hier eifrig über Anbaumethoden auf dem Balkon und wie wir unseren Anton am besten nutzen können. Wir reden über Naturmedizin (noch zu wenig?), was sie vermag und was Alternativen sind. Viele von uns suchen einen neuen Anfang, weil für uns überdeutlich ist, dass einer gemacht werden muss, weil das alte System zusammenbricht, an seiner eigenen Kotze erstickt. Wir sollten uns auf den Übergang und auf die Zeit danach vorbereiten, wenn wir nicht ins Mittelalter oder davor zurückfallen wollen. Auch wenn es keiner glauben mag: Wir halten in der jetzigen Gesellschaft mit unserem Stand keine 5 Wochen durch, dann haben wir das absolute Chaos. Wenn wir dann nicht dazu in der Lage sind, durchzuhalten und aufzubauen, nutzen uns unsere mageren Voräte auch nichts mehr.
Deshalb schlage ich als Orientierung (Zielsetzung?) vor, die Entwicklung schleunigst dahingehend zu betreiben, dass wir für alle Bereiche überlebensfähige Konzepte und praktische Fähigkeiten erarbeiten. Es kommt viele hier im Forum zusammen, viele Kompetenzen, Ideen, Fertigkeiten. Ich glaube, dass das genau das ist, was wir brauchen. Mehr muss es gar nicht sein. Keine Orientierung an den Erwartungen der Industrie oder Gesellschaft. Wenn bei unseren Arbeiten eine Keule für wen auch immer herauskommt: Wen juckt das denn?
Von der technischen Seite sind wir im vergangenen Jahr einen großen Schritt gegangen: Kawaii hat vorwiegend mit Woodpecker und anderen den Anton entworfen oder angedacht und mit Mogli sehr weit entwickelt. Es geht jetzt noch um sinnvolle Anwendung und Effizienz. Ich denke allerdings, dass die Effiziens fast ausreichend ist. Etwas Optimierung kann der Anton noch vertragen, vielleicht durch die CO2-Geschichte, vielleicht durch S. Meyer-Maßnahmen, egal: Er ist ausreichend funktionsfähig und kann schon jetzt praktisch eingesetzt werden.
Wir sind dazu in der Lage, mit einer 12 oder 24 V Solar- oder Windanlage den Anton zu betreiben. In Kürze haben wir einige funktionierende Brennermodelle, so dass wir mit dieser Anlage unser Süppchen (oder Ravioli) kochen können. Dann können wir auch ohne kommende Katastrophe immerhin unsere Würstchen mit Energie "aus dem Nichts" grillen. Vielleicht gelingt es uns auch noch, eine brauchbare Heizung zustande zu bringen, auch wenn das (wie früher) auch nur für ein Zimmer und etwas warmes Wasser reichen sollte. Das wäre schon sehr viel. Möglicherweise mehr, als wir erwarten könnten.
Das ist mein Vorschlag zur Orientierung: Weniger Science fiction mit OU und mehr Orientierung an den Ideen Autarkie und Grundbedürfnisse. Wenn es mehr wird, schön, aber das könnte die Basis sein. Das ist das, was mir am meisten Sorgen macht und mich am meisten berührt: Wie können wir und unsere Kinder, Freunde, Verwandte usw. ein lebenswertes Leben führen, ohne uns total ins Abseits zu stellen, auszuwandern oder uns weiter krumm arbeiten zu müssen, um Dinge zu kaufen, die wir nicht brauchen und ein Leben zu leben, das es kaum wert ist.
Dass wir dabei als Spinner durchgehen, ist sicher erträglich. Wenn wir den Rand des Abgrundes erst hinter uns haben, ändert sich die Sichtweise der Dinge zwangsläufig.
Ich sehe auch, dass dieses Vorgehen auch andere Konsequenzen hat: Wir müssen näher zusammenrücken, uns vertrauen. Auch darauf, dass Kawaii nicht von uns unterstützt wird und sich dann mit einer tollen patentierten Erfindung vom Acker macht. Auch darauf, dass nicht irgendwer eine (z.B. Anbau-) Methode verkauft, um sich daran zu bereichern und wir stehen anschließend mit leeren Händen da. Ohne dieses Vertrauen und ohne dass jeder einen Teil dazu beiträgt, jeder ein Risiko eingeht, wird es nicht gehen.
Und das ist mein Vorschlag zum nächsten Schritt: Lasst uns eine Vereinbarung treffen, einen Bund schließen, dass wir uns gegenseitig helfen, die Dinge in allen Belangen voranzutreiben. Jeder soll sich dabei einbringen, keiner mehr nur passiv bleiben. Und wenn selbst jemand nur dazu in der Lage ist, im Monat 5 Euro zu spenden, damit die Antonentwicklung weitergebracht werden kann, dann ist das eben sein Anteil an der Geschichte. Oder jemand kennt eine gute Bezugsquelle für Samen für ertragreiche nichthybride Tomaten oder andere Nutzpflanzen. Es geht nicht immer um große Opfer, viele kleine tragen uns auch dorthin, wo wir hinmüssen oder wollen.
Vielleicht bin ich zu idealistisch, mag sein. Ein Spinner, im besten Sinne des Wortes, bin ich schon lange. Ich sehe Chancen durch dieses Forum. Nur dürfen sie nicht in der Luft hängen bleiben. Wir müssen sie auf den Boden bringen.